Sonntag, 21. April 2013

Jennifer Jäger's "Saphirtränen"

"Self-Publishing? Nee so etwas lese ich nicht, das kann doch nur schlecht sein! Sowieso... was soll das denn, warum gibt es das überhaupt?"
Ich gebe zu, ich bin auch durchaus skeptisch, was Self-Publishing angeht, doch nun habe ich mich mal an einen solchen Roman herangetraut. Jennifer Jäger kenne ich durch ihren Blog und verfolge mit großem Interesse ihre Posts und ihre Kolumne. Als sie dann vergangene Woche ihren Erstling "Saphirtränen" zum kostenlosen Download anbot, entschied ich, mich mal an ihrem Buch zu versuchen. Ihre Buchbeschreibungen jedenfalls klangen vielversprechend und das Buch sollte mir dann auch sowohl die Vor- als auch Nachteile des Self-Publishings deutlich vor Augen führen.

Der Roman

Wieso nur sprechen alle anderen Ilyea immer von der Musik des Waldes? Wieso sind sie alle überzeugt, dass es so etwas Lächerliches wie Magie gibt? Absoluter Unfug! Dieser Überzeugung ist jedenfalls die junge Wald-Ilyea Niamh, die an diesem Tage in den Kreis der erwachsenen Ilyea aufgenommen werden soll und dabei bezeugen soll, dass sie an eben jene Magie des Waldes glaube und ihr dienen würde. Doch die Furcht vor diesem Aufnahmeritual ist nichts im Vergleich zu dem, was sich am selbigen Tage noch ereignen wird oder den Gefahren, denen Niamh in der Zukunft gegenüberstehen wird. Noch ahnt sie nicht, dass ihre blauen Augen, die so anders sind als jene der anderen Wald-Ilyea, den Grund darstellen, dass Niamh vom Herrscher der Unterwelt gefangen genommen wird und fast alle Wald-Ilyea vernichtet werden, damit der Dämonenfürst die Herrschaft über alle Elemente an sich reißen kann...

Was also zeichnet diesen Fantasyroman aus? 

Hervorzuheben ist hier die kreative Idee der Geschichte, sowie die Ausarbeitung der Völker und ihre Macht. Die Ilyea sind quasi Elfen, die auf verschiedene Völker - Wald, Wasser und Stein - verteilt sind und das jeweilige Element kontrollieren können, indem sie die "Musik" oder die "Farben" des Elements verändern. Daneben gibt es im klassischen hell-dunkel-Konflikt die Dämonen, die das Feuerelement beherrschen, und die zwischen allen stehe den als eher naiv und dumm dargestellten Menschen, die nicht in der Lage sind ein Element zu beherrschen, da sie dieses nur ausnutzen würden und nicht wertzuschätzen wissen. Die Entwicklung der Geschichte ist leider ziemlich vorhersehbar, doch durchdacht und stringent. Einzelne Entwicklungen sind spontan und lockern somit die Vorhersagbarkeit und die Geschichte ein wenig auf, welches die Geschichte auch im weiteren Verlauf spannend hält. Ich denke, dass man aus dieser Geschichte und der Welt von Niamh und den Ilyea sehr viel herausholen könnte, leider aber einige Nachteile des Romans doch stark ins Gewicht fallen.

So erkennt man deutlich das Erstlingswerk von Jennifer Jäger daran, dass die einzelnen Ereignisse sehr knapp abgehandelt werden und an vielen Stellen die Tiefe fehlt. So reiht sich zwar ein Ereignis an das nächste an und die Geschichte wird durch "Erinnerungsträume" ein wenig ergänzt, doch werden die einzelnen Ereignisse leider viel zu knapp dargestellt. Die detaillierten Aktionen und Gefühle der Protagonisten werden nicht erläutert und genauer beschrieben, sondern kurz und knapp abgehandelt. Das erinnerte mich sehr an v.a. die ersten Teile von Eragon, falls ihr diese Reihe gelesen habt. Auch dort war ich über die zu schnelle Aneinanderreihung der Ereignisse und die fehlenden Details ziemlich enttäuscht. Es ist genau das, was meiner Ansicht nach einem Roman das Leben einhaucht und die Charaktere so vielfältig und interessant macht. Was hier meiner Ansicht nach noch erschwerend hinzukommt ist der Wechsel der Perspektive. Regelmäßig springt die Autorin zwischen den Charakteren hin und her und erzählt aus einer anderen Perspektive. Nicht schlimm? Richtig, eigentlich sogar spannend, weil man verschiedene Sichtweisen präsentiert bekommt. Was daran aber irritiert ist, dass Niamhs Sicht als einzige in der Ich-Form erzählt wird, während beim Perspektivenwechsel auf die dritte Person zurückgegriffen wird. Hier würde eine einheitliche Nutzung der 3. Person meiner Ansicht nach besser passen - oder aber man berichtet durchgängig de ganze Geschichte aus Niamhs Sicht...
Ich denke vor allem diese beide  Aspekte sind es, die die Nachteile eines Self-Publishing-Buches verdeutlichen. Zusätzlich kommen dann leider erschwerend die zahlreichen Rechtschreib-, Kommasetzungs- und Grammatikfehler, sowie diverse Wortauslassungen oder ähnliche Flüchtigkeitsfehler hinzu...

Was also ist meine Empfehlung an euch?

Mir persönlich gefiel der Roman trotz der aufgezeichneten Mängel, da mir Jennifer Jägers Idee hinter dem ganzen sehr gut gefällt. Allerdings denke ich, dass dieser Geschichte die Tiefe fehlt und man aus den einzelnen Ereignissen, Protagonisten und auch aus der bereits erwähnten Elementenmagie mehr hätte herausholen können. Ich persönlich hätte mich wohl etwas geärgert, wenn ich tatsächlich die 9,95 € für die Taschenbuchausgabe des Romans bezahlt hätte. Dagegen finde ich die knapp 4,50 € für die EBook-Ausgabe völlig in Ordnung. Wär erstmal nur testen will, erhält auch Leseproben des Romans auf www.jenniferjaeger.com


Die Geschichte enthält interessante Ideen und kann Spaß machen, wenn einem bewusst ist, dass man einen Self-Publishing-Roman einer 20-jährigen Bloggerin und Poetry-Slammerin in den Händen hält. Erwartet nicht zu viel und ihr bekommt einen schönen Fantasyroman, der 1-2 abwechslungsreiche Lesetage verspricht. Erwartet ihr aber einen ausgeklüngelten Fantasyroman im Stil von Harry Potter, den von mir vorgestellten Büchern von Kristin Cashore oder ähnlichen Romanen, dann könntet ihr enttäuscht werden...
Übrigens nimmt Jennifer Jäger mit ihrem Blog auch an Blogger schenken Lesefreude teil und verlost diesen Roman! Wer also Interesse an Saphirtränen hat, kann natürlich vom 23. bis 29. April auch versuchen, das Buch bei ihr zu gewinnen ;-)

1 Kommentar:

  1. Ich habe ja selbst einmal "geselfpublisht" (falls ein Wort wie dieses existiert) und ich muss sagen: So einfach ist das Ganze gar nicht. Man ist plötzlich mit sehr vielen Dingen konfrontiert, über die man zuvor nie nachdenkt (Layout, Drucksatz, Korrektur, Rechtschreibung, Covergestaltung, ...!) und die einem ziemlich schnell das organisatorische Genick brechen. Am End kommt es dann zum Schludern, zum Motivationsabfall (weil man einfach endlich fertig sein will) und ab da dann zum Qualitätsverlust...
    Okay, das klingt jetzt vermutlich um einiges schlimmer und brutaler, als es eigentlich ist. Sorry für's negative Überzeichnen an dieser Stelle, zurück zum Self-Publishing:
    Mich beeindruckt nach wie vor jeder, der diesen Schritt wagt, aber was meiner Meinung nach medial mehr transportiert werden sollte, ist, dass das alles nicht ganz so einfach ist. Am Self-Publishing hängt ein langer Rattenschwanz der Zuständigkeit, über den sich viele nicht bewusst sind.

    Dennoch gibt es natürliche wahre Perlen unter den Self-Publisher-Büchern, nur muss man die erst mal finden.

    An der Stelle ein großes Lob an dich, Julie, weil du etwas selfgepublishtes rezensiert hast. Vielen Dank dafür!

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